Museen sollen mit digitalen Angeboten Einnahmen lukrieren

10. März 2023 – Der Rechnungshof hat geprüft, wie Museen auf Lockdowns während der COVID-19-Pandemie reagierten

Aufgrund der COVID-19-Pandemie waren Besuche in Museen nicht oder nur eingeschränkt möglich. Wie Museen darauf reagierten, prüfte der Rechnungshof beispielhaft an drei Kultureinrichtungen: dem Kunsthistorischen Museum Wien (KHM), dem Museum der Moderne Salzburg sowie dem Vorarlberg Museum. Während der Lockdowns und Besuchseinschränkungen boten alle drei Museen neue Formate der Kulturvermittlung an, wie Online-Führungen, Online-Vorträge und Online-Workshops. Nur das KHM konnte den Rückgang an Teilnehmenden an den Kulturvermittlungsangeboten durch neue Formen kompensieren. Heute veröffentlichte der Rechnungshof seinen Bericht „Neue Formen der Kulturvermittlung aufgrund der COVID-19-Pandemie“. Darin empfiehlt er den Museen, mit digitalen Formen der Kulturvermittlung, die sie in den regulären Betrieb übernahmen, Einnahmen zu lukrieren. Überprüft wurden im Wesentlichen die Jahre 2018 bis Mitte 2021.

Im Vergleich zu 2018 und 2019 sanken die Teilnehmendenzahlen in den drei Museen in den Jahren 2020 und 2021 um bis zu 80 Prozent. Der Grund: die ab März 2020 behördlich verordneten Schließphasen beziehungsweise Lockdowns. Während das Museum der Moderne Salzburg und das Vorarlberg Museum 2020 und 2021 den Teilnehmendenrückgang durch neue Formen der Kulturvermittlung nicht auffangen konnten, verdoppelte das KHM mit seinen neuen digitalen Angeboten ab November 2020 die Anzahl der Teilnehmenden. So bot das KHM beispielsweise vorproduzierte Themenführungen und Live-Übertragungen online an. Das Museum der Moderne Salzburg veranstaltete unter anderem Online-Workshops für Kinder und Jugendliche, das Vorarlberg Museum führte zum Beispiel sein Outdoor-Aktivitäten-Projekt „Archäologie auf Achse“ durch. Aufgrund der unterschiedlichen Zählweisen von Teilnehmenden der drei Museen sind die Zahlen nicht vergleichbar. Der Rechnungshof empfiehlt den geprüften Museen, einen gemeinsamen Standard für die einheitliche Zählung zu erarbeiten.

Ende des Gratis-Angebots

Nach Ende der Lockdowns beziehungsweise nach Öffnung der Besucherbereiche ergänzten die drei überprüften Museen ihr Angebot um neue Formate, teilweise waren sie weiterhin kostenfrei. Der Rechnungshof empfiehlt den drei Kultureinrichtungen, mit den weiterhin angebotenen digitalen Formen der Kulturvermittlung Einnahmen zu lukrieren.

Kein Vertrag mit KHM Freundesverein mehr

Das KHM startete ein neues Membership-Pogramm. Dieses wurde ins Leben gerufen, nachdem die Geschäftsführung des KHM einen Vertrag mit dem „Verein der Freunde des KHM“, einem Verein von Unterstützerinnen und Unterstützern des KHM, nicht verlängert hatte. Die interne Revision des KHM hatte festgestellt, dass das KHM in den Jahren 2010 bis 2018 Leistungen von höherem Wert an seinen Freundesverein erbrachte als dieser an das Museum. Der Rechnungshof kritisiert darüber hinaus, dass der Freundesverein Angebote des KHM im Wert von rund 47.000 Euro kostenlos in Anspruch nehmen konnte.

Differenzen beim Vorarlberg Museum

Das Vorarlberg Museum erfasste die Anmeldungen für die Kulturvermittlung und die Zahl der verkauften Tickets für Führungen oder Workshops in unterschiedlichen Datenbanken. Das führte zu einer Differenz von 13 Prozent zwischen der Zählweise der Abteilung für Kulturvermittlung und dem Ticketsystem. Diese Differenz konnte das Vorarlberg Museum nicht erklären. Der Rechnungshof empfiehlt daher, die Abweichungen regelmäßig zu analysieren. So sollen etwaige Korruptionsrisiken bei Geldmanipulation minimiert werden.

Strategie des Museums der Moderne Salzburg fehlte

Das KHM und das Vorarlberg Museum setzten sich – im Gegensatz zum Museum der Moderne Salzburg – in ihren Strategiepapieren bereits vor der COVID-19-Pandemie mit neuen Formen der Kulturvermittlung auseinander. Das Land Salzburg erstellte erstmals im Jahr 2021 eine Strategie für die Landesmuseen, in der die digitale Erschließung der Sammlung als ein Ziel formuliert war. Das Museum der Moderne Salzburg entwickelte eine darauf aufbauende Strategie. Die Strategie des Vorarlberg Museums war zur Zeit der Prüfung nicht mehr aktuell. Anders als im KHM gab es im Museum der Moderne Salzburg und im Vorarlberg Museum noch keine Überwachung der Umsetzung der Strategie.

Online-Erlöse sollen messbar sein

Die Museen erfassten die Kosten für analoge und digitale Formen nicht getrennt, sondern wiesen die Erlöse und Aufwendungen des Bereichs Kulturvermittlung insgesamt aus. Die Erlöse und Aufwendungen wären auf die zwei Bereiche (analoge Formen sowie digitale Formen) aufzuteilen, um die Wirtschaftlichkeit messen zu können, lautet die Empfehlung der Prüferinnen und Prüfer.


Presseinformation: Neue Formen der Kulturvermittlung aufgrund der COVID-19-Pandemie

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64 Seiten

Bericht: Neue Formen der Kulturvermittlung aufgrund der COVID-19-Pandemie

Der Rechnungshof überprüfte von September bis November 2021 „Neue Formen der Kulturvermittlung aufgrund der COVID-19-Pandemie“ im Kunsthistorischen Museum Wien, im Museum der Moderne Salzburg und im Vorarlberg Museum. Prüfungsziele waren die Darstellung und Analyse der Strategien für die Kulturvermittlung der drei Museen, der Angebote der Kulturvermittlung der drei Museen vor, während und nach den COVID-19-bedingten Schließungen der Besucherbereiche, der durch die Kulturvermittlung erreichten Kundenbindung sowie der Entwicklung der mit der Kulturvermittlung verbundenen Erlöse und Aufwendungen. Der überprüfte Zeitraum umfasste die Jahre 2018 bis Mitte 2021, wobei sich die Zahlen für 2021 auf das gesamte Jahr beziehen.

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